von Liedern, Briefen, Emails und tollen Menschen

Himmel, schon wieder ein Jahr älter und erneut muss ich gestehen –  und auch kein Stück weiser. Allerdings dazu stehe ich auch. *lach*

 

Ja, heute ist mein Geburtstag, eigentlich ein völlig normaler Tag. Man könnte meinen, heute ist nichts Besonderes an diesem Tag. Außer das der heutige Tag auch als Vorlese – Tag gekürt wurde und jeder Papa, jede Mama und jede große Schwester oder jede große Bruder dazu gedrängt wird, den Kleinen mehr Vorzulesen.

 

Wie immer werde ich morgens liebevoll mit kalter Nassnase von meiner Rottiomi geweckt, die direkt neben mir auf Herrles Kissen leise schnorchelt. Ich schlage die Augen auf, zeitgleich sehen mich müde und liebe Hundeaugen an. Ich bewege mich, was die Nasse Schlabberzunge von Samson zum Anlass nimmt, mich noch vor dem Gang ins Bad zu waschen. So beginnt der Tag, wie immer, nicht ist anders, nichts hat sich verändert. Einzig der Gedanke, der mich aufstöhnen lässt…. Oh Göttin…. Ich bin 35! Ändert es etwas? Nicht wirklich. Ich schlurfe langsam die Treppe hinunter und bin dankbar und froh, das Männe bereits Kaffee gekocht hat… Fundsache! Ein kleiner süßer Zettel:“Herzlichen Glückwunsch, Schatzi, es ist schön, dass es dich gibt! Bis heute abend! Dein Schatzi!“…. ein Lächeln gleitet über mein Gesicht, trotzdem mein Bewusstsein benötigt erst einmal einen Kaffee mit Milch und Zucker. Leise säuselt das Radio neben mir, spielt einen Song und ich wundere mich. Ist es Zufall, oder ist es ausgerechnet einer meiner Lieblingslieder. Ich drehe das Radio lauter, es ist Fakt… es ist eins meiner Lieblingslieder, als hätte jemand an mich gedacht, breitet sich ein Schmunzeln über mein Gesicht aus. Mit der Kaffeetasse in der Hand tanze ich durchs Wohnzimmer, schließe die Augen und fühle mich für die Kurze Zeit des Liedes in meine Jugend zurück versetzt. Auch wenn der Songtext eigentlich traurig und melancholisch klingt, beschert er mir gute Laune… „dancing with tears in my eyes“ und ich weiß noch genau, der Song erzählt die Geschichte, was du tun würdest, wenn gleich die Welt untergeht, du würdest tanzen, mit Tränen in deinen Augen… es weiß kaum einer, aber ich liebe diesen alten 80iger Jahre Song sehr. Der Song ist zu ende, stille, ich setze mich in den hohen Ohrenbackensessel und lächele über die Erinnerungen. Selbst seit damals bin ich nur Älter geworden, nein, das stimmt nicht ganz. Sicher hat mich die Zeit geprägt, garantiert habe ich mich verändert… Erfahrungen machen Klug und Weise… nicht immer, aber man arbeitet daran. *grins* Ich nippe an der Kaffeetasse und lausche weiter Radio….

 

„Diesen Song hat sich eine Hörerin aus New York gewünscht per Email mit folgendem Text. Liebe Sternenschwester, alles liebe zum Geburtstag. Du fehlst mir, aber ich denke an dich, deine Lena! Also liebe Sternenschwester wer immer du auch bist, wo immer du dich jetzt gerade aufhältst, auch von uns alles Gute zum Geburtstag und weiter geht’s mit….“

 

Den Rest höre ich nicht mehr. Tränen steigen mir unweigerlich in die Augen und ich hätte fast den Kaffee wieder ausgespuckt. Der Moderator meinte MICH! Erst will ich es gar nicht glauben, aber es klingt verdächtig nach meiner Lena. Ungläubig führen mich auch diese Worte tiefer zurück in meine Vergangenheit. Ich sehe Gesichter, geliebte Gesichte von echten Freundinnen, die Höhen und Tiefen erlebten, sich viele Jahre kennen und lieben wie Schwestern. Sie fehlen mir, untröstlich denke ich an die Dritte Schwester, die lange Jahre zu vor das Leben hinter sich gelassen hat… denke an die Zweite Schwester, die vor Jahren nach New York ging, der Liebe wegen und dennoch muss ich lächeln. Eine neue Freundin sagte vor wenigen Tagen erst dazu…. „Selbst Tod und ein ganzer Ozean kann Liebe nicht trennen“. Und daran denke ich ebenfalls.

 

Mit einer weiteren Tasse Kaffee setze ich mich an den Laptop, sichte meine Emails und als hätte Lena es geahnt –  nein falsch, sie kennt mich seit so langer Zeit und weiß, ich würde es nicht glauben wollen, also verleiht sie dem Radiowunsch Nachdruck und schreib einfach nur…. „Der Song war wirklich für dich, ich liebe dich. Lena“ und setzt einen Smilie dahinter, der jedoch mein Lachen nicht übertrumpfen kann.

 

Eine weitere lieb gewonnenen neue Freundin schickt ebenfalls per Email einen so lieben Geburtstagsgruß, das mir unweigerlich abermals die Tränen empor steigen… das haben gute Autoren so an sich, Leser zu Tränen zu rühren *lächel* und auch ich bin dankbar sie kennen gelernt zu haben. Was so ein Pleitegang doch für wunderbare Freundschaften entfachen kann.

 

Heute habe ich gar nichts Besonderes geplant, keine Feier, kein Kaffee und Kuchen… manche rollen garantiert jetzt mit den Augen und denken sich, der 35. muss doch ordentlich gefeiert werden…. Denen sei gesagt, die vergangenen Feiern meines Geburtstags standen nie unter einem glücklichen Stern, daher hab ich mir das Feiern in dem Sinne abgewöhnt… Papa ruft an, er gratuliert und auch er sagt…“ es ist schön, dass du da bist!“ Seit meiner Erstveröffentlichung als Autorin verschlingt er meine Geschichten, hat bisher jedes Buch gekauft, in dem ich vertreten bin, und platz schier vor Stolz… was mich wiederum stolz macht.

 

Ein Gästebucheintrag auf meiner Website lässt mich schmunzeln… auch Kanada denkt an mich und liebe, treue Freunde hinterlassen einen für mich so schönen Gruß, das ich sie gern hier hätte, sie umarmen möchte und ihnen wiederum sagen möchte… „ das sie mir fehlen!“… auch hier wieder die schönen Worte… „Es ist toll, dass es dich gibt!“ und da es bisher jeder sagte oder mich spüren ließ, wie ehrlich sie es meinen, geht es mir so tief in die Seele, das mir bewusst wird, an diesem Tag ist doch etwas Besonderes.

 

Schwiegermutter ruft an und gratuliert mir. Wir plaudern wie jedes Jahr an meinem Geburtstag und treffen Verabredungen für Heiligabend. Ich liebe diese Frau, wirklich niemand hat eine bessere Schwiegermutter als ich und dafür bin ich dankbar. Die Traditionen aus meiner Jugend haben sich verschoben, und ich freue mich jedes Jahr darauf mit der Familie meines Mannes Weihnachten bei gutem Essen und lustigen Anekdoten zu verbringen.

 

Eine weitere Email trudelt ein, eine bereits mehrfach veröffentlichte Autorin hat mich auch nicht vergessen, schickt mir eine superkitschige, aber liebevoll gestaltete E-Card mit den Worten „Ich weiß, wie ätzend du Kitsch findest!“ und das Liedchen „Happy Birthday to ya“ schallt mir ohrenbetäubend laut über die Lautsprecher meines Laptops entgegen, das ich unweigerlich mit dem Oberkörper abstand davon nehme, statt einfach den Lautstärkenregler runterzudrosseln. *lach* Ich hasse Kitsch, aber der war süß. *lach*

 

Neues Lebensjahr, und meine Haare hätten auch mal wieder dringend eine Behandlung nötig, also steige ich erstmal leise singend unter die Dusche, spare die Haare aus und fange danach an die Schwarze Farbe aufzufrischen. Die Eieruhr tickert leise vor sich hin und ich schalte den RTL Spendenmaraton ein. Nein, spenden werde ich auch dieses Jahr nichts, dafür hab ich Geld und Futterdosen an eine kleine Hundeauffangstation geschickt, die es bitter nötig hat. Man kann eben nicht die ganze Welt retten und ich bin der Auffassung, dass man jederzeit Helfen kann, auch tatkräftig. Und genau so halte ich es auch.

 

Die Eieruhr scheppert los, Zeit die Farbe wieder los zu werden, die widerlich feucht an meinem Nacken runterläuft und wahrscheinlich eine hübsche kleine Linie schwarze Farbe auf meiner Haut hinterlässt….Leise fluchend spüle ich das Haar aus, fluchen mal wieder über die Länge und bringe es dennoch nie fertig sie abschneiden zu lassen. *grins* Abermals steige ich mit Konditioner in den nassen langen Strähnen unter die Dusche um die Farbe im Nacken wieder los zu werden und schrubbe. Telefon klingelt und ich tapse nass im Badetuch eingewickelt ins Wohnzimmer… als ich ankomme, verstummt das Telefon wieder und ich ahne wer dahinter steckte…. Grinse und ziehe mich erstmal an. Erneutes Haare auswaschen, wieder Telefongeläut… diesmal bin ich fixer und die Ahnung war richtig.. Thekla… den Namen hat sie weg, seit sie im Haus des Lachens ankam und ihre Spinne direkt unter die Nase einer arachnophobischen Ehrenamtlichen Helferin hielt. Ich lache auf, denn die Erinnerung ist noch so präsent, dass ich das Qietschen und schreckhafte Schreien der weglaufenden Ehrenamtlichen noch hören kann. Thekla war 12 als sie HIV Infiziert in das kleine Kinderheim kam und sich mit ihrem herzlichen Lachen in mein Herz stahl. Mittlerweile ist sie eine Erwachsene Frau, glücklich verheiratet mit 3 Hunden und 2 Katzen, die Ersatzkinder sind. Ich bin so stolz auf sie und freue mich, wie gut es ihr geht. Sie sagt mit leiser erstickter Stimme:“ Ohne dich, gäbe es mich sicherlich nicht mehr!“… und ich weiß was sie meint, doch ich lache leise und sage, dass ich sie lieb hab. Auch sie hat mein Leben geprägt, die kleine Kampfsau 😉

 

Die Post ist da und lächelnd hält mir die nette Botin die Briefe entgegen. Auf dem Weg zurück ins Haus schaue ich sie durch und abermals gleitet ein Lächeln über meine Lippen. „Für J. von M.“ und ich weiß direkt von wem dieser Brief ist. Ich kann kaum erwarten, setze mich ein weiteres mal in den Ohrenbackensessel und öffne den Brief. Er besitzt keine Anrede, braucht er auch nicht, denn der Schreiber erzählt mir in einem Brief eine Geschichte…. Und ich bin sogleich vertieft. Lächele, schlucke Tränen hinunter, schmunzele, lache sogar und während ich die wunderbare Geschichte lese, denke ich an meinen besten Freund, dem Autor der Geschichte und möchte ihn so fest in die Arme schließe, bis er keine Luft mehr bekommt. Er schließt den Brief, dessen Inhalt ich für mich behalte und hüte wie einen Schatz, mit den Worten – „…schön einen Augenblick mit dir zu teilen!“

 

Dankbar für dieses so persönliche, wunderbare Geschenk lege ich die Lippen auf die Papierbögen und lächele. Mein Blick gleitet zu der Wand hinter dem Sofa, direkt auf das Bild, das ein ebenso persönliches Geschenk gewesen war… Ich liebe diesen wunderbaren Freund aus tiefster Seele und möchte ihn in meinem Leben niemals mehr missen.

 

Während ich diese Zeilen schreibe wird mir mehr du mehr bewusst, wie Besonders dieser Tag doch ist, und dass es doch kein normaler Tag wie jeder andere ist.

 

Noch immer höre ich im Geiste das Lied aus dem Radio, in Gedanken wiederhole ich die schönen Zeilen aus dem Brief, erinnere mich an die Emails und Telefonate und bin dankbar für diese Menschen in meinem Leben, die mir so wichtig und teuer sind, nicht nur an meinem Geburtstag.

 

Dankbare Grüsse

Pandora

 

 

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